Agiles Handeln bleibt gefragt


Fachmedien und Vortragsredner fordern nach wie vor von den Versicherungsgesellschaften in Deutschland zwei essentielle Dinge: Sie müssen sich weiter digitalisieren und „agiler” werden. Doch das mit der Agilität ist nicht so einfach.

Der Begriff der Agilität wurde in Büchern, Blogbeiträgen und in Vorträgen in den vergangenen Jahren fast inflationär verwendet. Das könnte daran liegen, dass damit teilweise sehr unterschiedliche Vorstellungen verbunden werden.

Agilität ist mehr als ein Schlagwort

Agile Ansätze in Projektmanagement und (Software-) Entwicklungsprozessen sind indes mehr als ein Buzzword. So hat beispielsweise die Allianz mit dem Einsatz von agilen Prozessen gute Erfahrungen gemacht, als es um die Entwicklung neuer Produkte und Tarife ging. Im Bereich der Kfz-Versicherung verlor das Unternehmen kontinuierlich Marktanteile. Also stellte die Gesellschaft vor knapp drei Jahren alles auf den Prüfstand. Da in der Allianz agile Methoden bereits hoch im Kurs standen, wurden diese kurzerhand auch auf die Kfz-Versicherung ausgeweitet, ein Segment, das aufgrund vieler Faktoren und optionaler Komponenten immer komplexer zu werden drohte. Ein interdisziplinäres Team machte sich an die Arbeit, um die Bedürfnisse des Kunden besser zu verstehen und um Produkte zu schaffen, die ihm einen echten Nutzen bieten. Durch die kurzen Intervalle während des (Produkt-) Designprozesses und das stetige Einholen von Feedback von Seiten der Versicherten kam Allianz dem Ziel, wieder relevanter für die Kunden zu werden, deutlich näher.

Fintechs auf Augenhöhe begegnen

In der modernen IT-Entwicklung spielen agile Arbeitsformen eine große Rolle. Es wird nicht mehr wie in klassischen Ansätzen auf lange Zeit an einem Produkt gearbeitet, das möglichst viele Funktionen umfassen soll. Stattdessen lautet die Devise, häufig und schnell iterativ zu entwickeln. Als Basis dient das „Minimum Viable Product”. Versicherer, die die Nähe von Fintechs suchen, müssen diesen Ansatz verstehen und versuchen, ihn mit ihren eigenen Prozessen und Produktvorstellungen zu harmonisieren. Prallen hier die sprichwörtlichen Welten aufeinander, führt dies zu mehr als Verständigungsschwierigkeiten, denn es kann sogar den Erfolg eines Projekts gefährden, wenn der Versicherer mit der Geschwindigkeit seines Partners nicht mithalten kann.

Eine Herausforderung für die Unternehmenskultur

Agiles Arbeiten verspricht in erster Linie mehr Geschwindigkeit, größere Anpassungsfähigkeit an geänderte Rahmenbedingungen und damit auch mehr Innovationskraft. Agil wird eine Organisation aber nicht dadurch, dass externe Coaches die notwendigen Arbeitsprozesse implementieren. Ob Scrum oder Kanban – es bleiben Werkzeuge, die nur funktionieren, wenn sie von den Mitarbeitenden verstanden und auch mit Überzeugung eingesetzt werden. Und das ist eine Aufgabe für das Management, das einen Wandel der Unternehmenskultur anstoßen und begleiten muss. Doch genau diese Veränderung stellt sich meist als größte Hürde bei der Transformation in Richtung Agilität dar, dicht gefolgt von der Herausforderung einer bereichsübergreifenden Zusammenarbeit sowie die Koordination zwischen agilen und traditionellen Vorhaben.

Das autarke Arbeiten in Teams ist einer der Schlüssel der agilen Vorgehensweise. Das erfordert Führungskräfte, die die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden stärken und ein Umfeld schaffen, in dem Fehler passieren dürfen und als Teil eines Entwicklungsprozesses begriffen werden. Agile Methoden schaffen in Versicherungsgesellschaften die Basis für Produktinnovationen sowie für schlankere und flexiblere Prozesse und sind einer der Schlüssel für die Digitalisierung. Aber nur, wenn Agilität auch in die Führungsebene einzieht.

 

Weiterführende Informationen zum Thema agiles Handeln in Projekten:

Case Study Barmenia Versicherungen: Migration von 1,3 Millionen Verträgen

 

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