Kompositsparte: Veränder­ungen der Time-to-Market-Anfor­derungen


Produktlebenszyklen werden kürzer! Nicht nur bei Elektronik oder Kleidung, sondern auch bei Versicherungen. Die Kundenanforderungen bezüglich der Absicherung von Risiken verändern sich ebenfalls stetig und folgen den sich veränderten Lebensbedingungen. So gab es zum Beispiel für die Absicherung von Akkus und Ladekabeln bei Elektro- oder Hybridfahrzeugen in der Kraftfahrzeugversicherung vor einigen Jahren noch wenig Bedarf. Dies hat sich jedoch geändert. Kunden von Elektro- oder Hybridfahrzeugen erwarten heute Leistungen in der Kraftfahrzeugversicherung, die es vorher nicht gegeben hat.

Neben der steigenden Geschwindigkeit der Veränderungen des Risikoabdeckungsbedarfs bewegen sich Versicherer aufgrund von Online-Vergleichsportalen zunehmend in einem transparenten Markt.

Diese beiden Aspekte machen eine kürzere Time to Market für Versicherer zwingend erforderlich und können sogar Wettbewerbsvorteile bringen. Doch wie kann dies gelingen und wieso ist es für Kompositversicherer wichtig, insbesondere die technische Produktentwicklung zu beschleunigen?

Die Produktentwicklung der Vergangenheit

Die fachverantwortlichen Mitarbeiter in der Produktentwicklung der jeweiligen Sparte haben in Absprache mit dem Vertrieb, dem Aktuariat und dem Management die wesentlichen Leistungsbestandteile eines neuen Tarifs oder gar eines neuen und innovativen Produktes festgelegt.

Anschließend wurden die drei folgenden Schritte angestoßen:

  • Entwicklung / Überarbeitung der Texte in den Versicherungsbedingungen für den zukünftigen Tarif
  • Berechnung der aktuariell notwendigen Preise in Absprache mit dem Vertrieb
  • Evaluierung der notwendigen Ressourcen für die technische Abbildung des Tarifs und der dafür evtl. notwendigen Anpassungen in dem Bestandsführungs- und Schadensystem und ggfls. im Drucksystem.

Der zuletzt genannte Punkt stellt Versicherer regelmäßig vor Herausforderungen im Hinblick auf Schnelligkeit und Flexibilität.

In Versicherungslandschaften, welche beispielsweise auf der Programmiersprache Cobol basieren, werden neue Tarife / neue Produkte direkt in die Systeme programmiert, um diese dort abbilden zu können. Dabei werden umfangreiche Entwicklerressourcen gebunden, welche zunehmend knapper sind und eigentlich für Themen benötigt werden, die einen direkten Kundennutzen generieren. Die Entwicklung dauert meist mehrere Monate und ist aufgrund verschiedener Abhängigkeiten in den über Jahre gewachsenen Systemen komplex.

Darüber hinaus haben die Systeme aufgrund ihrer Grundarchitektur Restriktionen. Diese Restriktionen sind oft dadurch bedingt, dass neue Produkte nicht mehr in die bisherige „klassischer“ Spartenlandschaft passen und für sie gesonderte Lösungen gefunden werden müssen.

Des Weiteren ist ein neues Produkt inkl. der Tarifierungsmerkmale in allen Online-Rechnern abzubilden. Insbesondere bei Aggregatoren führt dies aufgrund der Restriktionen, der Komplexität und langer Rücklaufzeiten (Performance) dazu, dass man diese dort ggfls. doppelt abbilden muss.

Produktentwicklung mit modernen Systemen

Was ist also die Lösung für die genannten Herausforderungen?

  • Versicherer brauchen Systeme, mit denen Produkte nicht mehr programmiert, sondern mittels einer grafischen Oberfläche modelliert werden können (low code / no code). Hierfür wird ein definierter Attributhaushalt festgelegt, der jederzeit erweitert werden kann. Darüber hinaus kann auf jedes Attribut tarifiert werden, um einen Preis zu generieren. Durch die Abkehr der Programmierung hin zur Modellierung von Tarifen können einzelne Leistungsbestandteile kopiert und wiederverwendet werden. Die Produktmodellierung erfolgt hierbei durch die Fachverantwortlichen in der Produktentwicklung, wodurch Ressourcen der Entwickler geschont werden.
  • Die Restriktionen in der Grundarchitektur können mit einem Bestandsführungssystem aufgehoben werden, welches dynamisch in der Abbildung und der Abfrage der notwendigen Tarifierungsmerkmale vollständig dem ausgewählten Produkt folgt. So übernimmt das Bestandsführungssystem im Antrags- und Angebotsprozess die im ausgewählten Produkt/Tarif modellierten Tarifierungsmerkmale und die zur Auswahl stehenden Attribute. Mit Einführung neuer Produkte/Tarife sind somit keine Anpassungen mehr im Bestandsführungssystem notwendig.
  • Die flexible Anbindung an Aggregatoren kann durch das moderne Produktmodellierungssystem erfolgen, welches einen einzigen Rechenkern hat. Hierbei werden die vom Versicherer definierten Tarife mittels einem verteilbaren Rechenkern „ausgeliefert“ und somit sind auch kurzfristige Änderungen im Tarif sofort im Online-Rechner abbildbar. Hierbei wird aus dem modellierten Produkt/Tarif ein Java-Artefakt generiert, welches in beliebige Systeme integriert werden kann. Durch die Verwendung des verteilbaren Rechenkerns kann dieser als Produkt Server eingesetzt werden. Dadurch erreicht man einen „Single Point of Truth“.

Wieso die Produktentwicklung und eine kürzere Time to Market besonders für Kompositversicherer so wichtig ist.

Im europäischen Vergleich ist Deutschland einer der Märkte mit dem meisten Wettbewerb im Versicherungsumfeld. Dies setzt Versicherer zunehmend nicht nur unter Preis- und Effizienzdruck, sondern auch unter Innovationsdruck im Hinblick auf das Angebot neuer und innovativer Produkte. Versicherer, die einen Kundenbedarf nicht nur schnell erkennen, sondern auch mit ihrem Angebot abdecken können, haben dabei einen Wettbewerbsvorteil.

Kompositversicherer bedienen hierbei am stärksten den Bedarf der Privatkunden und haben zeitgleich die höchste Diversifikation in Sparten, Produkten, Tarifen und einzelnen Tarifbausteinen. Im Konkreten bedeutet dies eine Produktentwicklung, die allein aufgrund der Masse an Produkten unter ständigem Zeitdruck steht. Es müssen bspw. zeitgleich diverse Wohngebäude, Hausrat, Haftpflicht, Unfall und Rechtschutzprodukte entwickelt werden. Eine schnelle Time to Market kann also nur mit modernen Systemen ermöglicht werden, durch welche die Ideen schnell umgesetzt werden können.

Die beschriebenen Gegebenheiten lassen daher nur einen Schluss zu: Für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Kompositversicherer ist ein Umstieg von der Produktprogrammierung auf die Produktmodellierung mittels Systeme mit verteilbarem Rechenkern erforderlich.

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