KI – Die Herausfor­derung für Versicherungen


 

Digitalisierung und Industrie 4.0 sind untrennbar mit der Informationstechnologie verbunden. Häufig, aber oberflächlich, wird die Einführung moderner IT-Systeme mit einer erfolgreichen Digitalisierung gleichgesetzt. Aktuelle Entwicklungen und Technologien wie maschinelles Lernen werden die Herausforderungen und Aufgaben der IT-Abteilungen in Versicherungsunternehmen verändern.

Eine funktionierende IT ist eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche Existenz eines Versicherungsunternehmens. Eine Kernaufgabe eines Versicherers besteht in der Verarbeitung von Informationen, was bereits in der Zeit vor der Einführung des Computers galt. Alle Geschäftsprozesse eines Versicherers (z.B. Produktentwicklung, Beratung, Policierung, bis hin zur Schadenabwicklung) werden durch IT-Systeme unterstützt.

In den vergangenen Jahren sind die Herausforderungen an die internen IT-Dienstleister in den Versicherungsunternehmen deutlich gestiegen. Die Vernetzung von Standorten über das Internet, die Schaffung des ortsunabhängigen Arbeitens im Außendienst oder die Nutzung von Strategien wie „Bring Your Own Device“ (BYOD) sind nur einige Beispiele. Der Einzug weiterer Technologien wird ein noch stärkeres Umdenken in Hinblick auf die Arbeitsorganisation und den Aufbau von Kompetenzen mit sich bringen.

 

Managementaufgabe IT-Wandel für Künstliche Intelligenz

Die Zeichen sind unverkennbar: Der Einsatz modernster Technologien in allen Bereichen wird für die Wettbewerbsfähigkeit eines Versicherungsunternehmens immer wichtiger. Eine der Schlüsseltechnologien wird hierbei die „künstliche Intelligenz“ sein, d.h. die Kombination unterschiedlicher Verfahren wie Mustererkennung, Mustervorhersagen oder maschinelles Lernen.

Erste Unternehmen nutzen KI-Systeme für die Erkennung von möglichen Betrugsfällen oder in der Schadensabwicklung. Bots und sprachgesteuerte Systeme werden in der Kommunikation mit den Kunden eingesetzt. Sie erfüllen dabei nicht nur den Wunsch nach mehr Flexibilität, sondern sparen Kosten.

Doch längst nicht in jedem Versicherungsunternehmen ist die Dringlichkeit der technologischen Aufholjagd als Managementaufgabe erkannt worden, was teilweise daran liegt, dass der radikale Wandel in den Vorgehensmodellen unterschätzt wird und keine Expertise in den notwendigen Bereichen aufgebaut wurde.

 

Diese drei Handlungsfelder gilt es zu bearbeiten

Das Internet der Dinge („Internet of Things“, IoT) wird die Lebenswelt der Menschen und somit die Versicherungswirtschaft verändern. Die Vernetzung von immer mehr Geräten in unseren Haushalten und Automobilen wird neue Geschäfts- und Versicherungsmodelle ermöglichen. Diese Ansätze werden zusätzlich das Datenvolumen enorm anschwellen lassen.

Das klingt zunächst einmal nicht neu. Unter dem Stichwort „Big Data“ wird seit Jahren ein Anwachsen von Datenmengen beobachtet. KI-Systeme, die auf Basis von Daten Vorhersagen treffen oder Muster erkennen, benötigen diese großen Datenmengen. Das ist aber die einzige Gemeinsamkeit, die KI und Lösungen für Business Intelligence besitzen. Die Einführung von KI-Systemen ist etwas anderes als Data-Warehousing. IT-Manager und Chief Information Officers (CIOs) in der Versicherungswirtschaft sind deswegen gut beraten, möglichst rasch Kompetenzen und Know-how in KI-Bereichen aufzubauen. Eine wesentliche Aufgabe moderner IT-Abteilungen wird es sein, die enormen Datenmengen sicher zu speichern und in Echtzeit über diverse Schnittstellen zu ergänzen.

Die zweite Herausforderung ist eng mit den enormen Datenmengen verknüpft, dem Rohmaterial für maschinelles Lernen. Nationale und europäische Gesetzgeber, sowie auch die Kunden selbst, erwarten, dass diese Daten unter Einhaltung aller Compliance-Vorschriften gewonnen, verarbeitet und ausgewertet werden. Im Zweifelsfall müssen Informationen anonymisiert werden; es sind Vorkehrungen zu treffen, um das Kopieren oder Manipulieren von Daten auszuschließen. Letztlich erfordert dies umfassende Strategien zur Absicherung interner IT-Systeme vor dem Zugriff unbefugter Dritter oder Krimineller.

Fintechs und Insurtechs arbeiten weltweit an neuen Geschäftsmodellen und Serviceangeboten rund um die tradierten Geschäftsfelder von Banken und Versicherungen. Aus einem kritischen gegenseitigen Beäugen heraus sind in den vergangenen Jahren immer häufiger Kooperationen entstanden. Ein Versicherer, der auf die Lösung eines Start-ups zugreift, kann mit einem neuen Service schneller auf dem Markt sein. Dabei werden im Rahmen von „Software as a Service“ (SaaS) auch Lösungen für maschinelles Lernen und Vorhersagen angeboten. Aus Sicht der Versicherer ist dies eine Option, um Know-how für KI schneller nutzen zu können.

An dieser Stelle müssen sich aber Versicherer und Start-ups in ihren internen Prozessen einander annähern. Der Einsatz von agilen Methoden bei der Software-Entwicklung und dem Projektmanagement wird zu einer wichtigen Voraussetzung für den Erfolg. Die Entwicklung und Integration von Schnittstellen zur Datengewinnung sowie die Einbindung externer Systeme und Services sind nur zwei Beispiele für Projekte, deren Erfolg von kurzen Laufzeiten geprägt ist. Mit Hilfe von KI wird das Produktmanagement des Versicherers Hypothesen und neue Kundenangebote entwickeln können. Mittels agiler Techniken und Organisationsformen können die Hypothesen schneller einem Faktencheck unterzogen oder erste Erfahrungen gesammelt werden. Geschwindigkeit und Flexibilität sind hier keine optionalen Zugaben, sondern die Grundvoraussetzung für den Erfolg.

Mehr über die Herausforderungen und Chancen, die KI mit sich bringen wird, lesen Sie in unserer Studie „Die Zukunft der Kompositversicherung“.

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